Das Stadtorchester Langenthal bot im ausverkauften Stadttheater ein fulminantes Neujahrskonzert und entführte das von der neuen Theaterleitung begrüsste Publikum in die faszinierende Welt der Operette. Es war ein Feuerwerk mit Musik von Franz Lehár, Johann Strauss Sohn, Franz von Suppé, Jacques Offenbach und Giuseppe Verdi.
Welch schöner Anblick: Das Stadttheater Langenthal (400 Plätze) ist am Abend des 1. Januar beim traditionellen Neujahrskonzert randvoll.
«Jetzt geht’s los!»
Nach der Vorstellung der neuen Theater-Leitung kommt das Publikum in den Genuss eines Konzerts voller Glanz, Emotionen, Leidenschaft und taucht ein in die Welt der Operette. Das Stadtorchester wartet mit zehn bekannten Werken von fünf verschiedenen Komponisten auf. Moderatorin Fabienne Skarpetowski verrät dazu jeweils Wissenswertes und gefällt zudem als Sopranistin – ob solo oder im Duett mit Tenor Timothy Löw. Beide waren im Sommer 2024 auf der Operettenbühne Burgäschi mit der Open-Air-Produktion «Meine Schwester und ich« zu sehen. Jetzt erhebt die Dirigentin des Stadtorchesters Langenthal mit dem klangvollen Namen Teresa Fantasia den Taktstock. Die 39-jährige Italienerin lebt mit ihrer Familie in Olten. In Langenthal kennt man sie auch als Klavierlehrerin an der Musikschule Oberaargau und in Bern als Leiterin des Mandolinenorchesters. «Jetzt geht’s los!» So lautet der exakt zum Auftakt des Neujahrskonzerts passende Titel jenes Marsches, den Franz Lehár (1870–1948) 1901 als Frühwerk komponierte. Dieser Marschtyp war damals geschätzt und populär.
Glanz, Emotionen, Leidenschaft
Jetzt ist der 34-jährige Tenor Timothy Löw mit der Arie «Als flotter Geist» aus der Operette «Der Zigeunerbaron» von Johann Strauss Sohn – uraufgeführt vor 140 Jahren im Theater an der Wien – an der Reihe: «Als flotter Geist, doch früh verwaist, hab’ ich die halbe Welt durchreist. Ja, das alles auf Ehr, das kann ich und noch mehr.» Dafür gibt’s viel Applaus – wie anschliessend auch fürs Stadtorchester mit dem Walzer «Ballsirenen» aus der Operette «Die lustige Witwe» von Franz Lehár. Am 17. Februar 1859 wurde in Rom die Oper «Un ballo in Maschera» («Ein Maskenball») von Giuseppe Verdi uraufgeführt.
Im Langenthaler Stadttheater schlüpft Moderatorin und Sängerin Fabienne Skarpetowski mit ihrer schönen Sopranstimme in die Rolle des quirligen Pagen. «Saper vorreste» («Du möchtest es wissen») singt sie und tut dies – dem Maskenball gerecht werdend – mit getragener Gesichtsmaske. Ein Hochgenuss ist nun die vom Stadtorchester zelebrierte weltbekannte Ouvertüre zur Operette «Leichte Kavallerie» von Franz von Suppè, die am 21. März 1866 am Carltheater in Wien uraufgeführt wurde. «Dummer, dummer Reitersmann» aus Franz Lehárs Operette «Die lustige Witwe» mit Sopranistin Fabienne Skarpetowski und Tenor Timothy Löw im Duett erobern mit diesem neckischen Lied die Her- zen des Publikums. Beim Konzertwalzer «Wiener Blut» aus der gleichnamigen «komischen Operette» kommt nochmals Johann Strauss Sohn zum Zug. Dieser Walzer wurde am 22. April 1873 vom Orchester der Hofoper bei einem Ball anlässlich der Vermählung von Erzherzogin Gisela von Österreich mit dem Prinzen Leopold von Bayern im Wiener Musikverein uraufgeführt.
«Lippen schweigen» – sooo schön
Zum vierten und zugleich letzten Mal an diesen Neujahrskonzert – zudem zum dritten Mal mit einem Stück aus «Die lustige Witwe» (Uraufführung am 30. Dezember 1905 im Theater an der Wien) – bietet das Stadtorchester eine Hommage an Komponist Franz Lehár. Dies mit dem Duett von Fabienne Skarpetowski und Timothy Löw «Lippen schweigen, s’flüstern Geigen, hab’ mich lieb. All’ die Schritte sagen bitte, hab’ mich lieb. Jeder Druck der Hände deutlich mir’s beschrieb. Er sagt klar s’ist wahr, du hast mich lieb.» Im Publikum hört man jemanden sagen «Sooo schön.» Nach dem Schwelgen folgt sogleich als Kontrast der rassige, temporeiche «Höllengalopp» aus «Orpheus in der Unterwelt» von Jacques Offenbach, uraufgeführt am 21. Oktober 1858 in Paris. Herrlich der Schlusspunkt des Neujahrskonzerts mit dem bekannten «Brindisi»-Duett «Libiamo, libiamo ne’ lieti calici» aus der Oper «La Traviata» von Giuseppe Verdi. Das Publikum applaudiert so lange und intensiv, bis es dieses Duett nochmals geniessen darf – jetzt als Zugabe.